Geheimtipp Zusatzstoffmuseum

Deutsches Zusatzstoffmuseum

Deutsches Zusatzstoffmuseum. OMG, was für ein Name! Dabei ist es einzigartig in Deutschland. Das gibt es nur in Hamburg. Ein wahrer Geheimtipp. Check it out!

Unser erster Eindruck: Ach du Schreck. Es wirkt bieder und irgendwie ein wenig in der Zeit stehen geblieben. Viele Texte, unmoderne Vitrinengestaltung und ein Film, bei dem die Lebensmittel noch mit D-Mark bezahlt werden. Da haben wir uns nun bis auf das Gelände des Großmarkts vorgekämpft und nun das.

Aber: je länger wir uns durch die Ausstellung arbeiten, desto mehr Spaß haben wir. Die für Kinder wirklich spannenden Sachen verbergen sich nämlich im Raum hinter der Kasse. Das Beste also zum Schluss.

Nun aber nochmal von vorne. Der Eingangsbereich begrüßt die Besucher mit der Geschichte der Zusatzstoffe. Danach benutzten die Menschen Zusätze zuerst zur Konservierung, dann um die Lebensmittel an sich zu verändern. Damit es besser schmeckt. Für das Verständnis der geschichtlichen Zusammenhänge benötigen die Besucher hier Vorkenntnisse. Für Kinder ist es schwer zu verstehen.

Auch der Einsatz von Verdickungsmitteln wie Guarkern- und Johannisbrotkernmehl wird vorgestellt. Da muss ich noch einiges dazu erklären. Noch komplizierter wird es bei den Funktionalen Additiven, die zur Reinwaschung von Etiketten verwendet werden. Echt gruselig, was die Lebensmittelindustrie so alles macht, eher ein Thema für Erwachsene.

Wir gehen lieber zum Raum mit dem fiktiven Supermarkt. Da können Kinder selber aktiv werden. Auf geht´s!

Vielen Dank für den Einkauf

Unser erstes Highlight hier ist die Kasse der Zusatzstoffe. Wir befolgen den Anweisungen, schnappen uns einen Einkaufskorb und gehen einkaufen. An den Wänden sind ausgewählte Produkte angebracht, die wir fleißig einpacken: Gewürzgurken, Tiefkühlpizza, Apfelsaft, Sojamilch, Gummibärchen, Zitronenlimo, Bauernbrot, Margarine usw. Insgesamt 16 Produkte (wir sind ein 4 Personenhaushalt!)

In unserem ersten Einkaufskorb befinden laut Kassenzettel 27 verschiedene Zusätze, 20 sind Zusatzstoffe: 3 x Antioxidantien, 5x Emulgatoren, 2x Farbstoffe, 3x Konservierungsstoffe, 6x Aromastoffe und Geschmacksverstärker usw. Was genau hinter den kryptischen Bezeichnungen steckt, lesen wir nach. Oh, oh! Darauf ein Lakritzbonbon aus der Jackentasche. Der ist bestimmt auch nicht viel besser. Wir shoppen weiter.

Kleiner Tropfen – große Wirkung

Unser zweites Highlight sind die Aromen. Eine kleine Aroma-Bar steht mitten im Raum. Wir schnuppern uns durch. Roter Apfel, Himbeere, rote Johannesbeeren – lecker!! Leberwurst, Muscheln, Windbeutel, Schokolade – pfui, wir schütteln uns. Es gibt scheinbar nichts, was nicht als Aroma hergestellt werden kann, um unsere Lebensmittel so schmackhaft zu machen, dass wir auf sie abfahren.

Deutsches Zusatzstoffmuseum Aromen
Lieber Apfel- oder Leberwurstaroma?

Unser Lieblingsbeispiel ist der Himbeerjoghurt. Wenn ein Produzent einen 100g Naturjoghurt mit echten Himbeeren mixen würde, damit er so schmeckt, wie wir ihn kennen, dann müsste er über 30 Euro ausgeben. Versetzt er ihn aber mit Geschmacksstoffen, wird es günstiger und setzt er ein künstliches Aroma ein, kostet es ihn 0,06 Euro. Was macht er also? …

Wir lernen, dass Himbeeraroma nichts mit echten Himbeeren zu tun hat. Natürliches Himbeeraroma wird aus Sägespänen des Zedernholzes gewonnen (echt!) oder von einem Schimmelpilz produziert (uuuhhh). Künstliche Aromen werden chemisch hergestellt.

Wenn wir beim Essen das Gefühl haben, das echte Himbeerstücke im Joghurt sein könnten, dann muss das nicht unbedingt der Fall sein. Wir verstehen: genau auf die Inhaltsstoffe gucken… besser noch selber zusammenrühren!

Wir verlassen nachdenklich das Museum.

Fazit: Der Rabauke fand es echt gut! Obwohl es für Kinder ein schwieriges Thema ist. Obwohl die Räumlichkeiten und die Präsentationen nicht wahnsinnig modern sind. Zu viele Texte und zu langatmige Filme. Die Idee mit der Scannerkasse ist aber super und das Beispiel des Himbeerjoghurts sehr schön anschaulich. Insgesamt ein kleines, fast unscheinbares Museum, das uns beibringt zu fragen, was wir da eigentlich jeden Tag essen. Wir empfehlen es Kindern ab acht Jahre, die sich auch für ungewöhnliche Themen begeistern lassen. Für Eltern ist es eigentlich ein Muss.

Es gibt noch viele andere spannende Orte in Hamburg, an denen Kinder etwas lernen können. Interessiert Ihr Euch für Recycling und Mülltrennung? Wolltet Ihr immer mal auf einem alten Müllberg stehen? Dann mal ab zum Energieberg Georgswerder. Keine Angst, hier riecht nichts mehr, und die Aussicht ist grandios! Unseren Bericht findet Ihr hier.

Adresse und Anfahrt

Deutsches Zusatzstoffmuseum

Großmarkt

20097 Hamburg

www.zusatzstoffmuseum.de

Zu Fuß/Bahn/Bus: Ihr müsst durch das linke Drehkreuz beim Tor Nord an der Amsinckstraße gehen. Bitte klingelt und Ihr werdet durchgelassen. Dann geht Ihr immer geradeaus über das Gelände, bis Ihr auf der linken Seite das Gebäude mit dem Hinweis auf das Museum seht.

Die Haltestelle Nagelsweg ist mit den Buslinien 3, 120, 124, 34 erreichbar. Die dichteste S-Bahnstation (S3) ist Hammerbrook (Ausgang Süderstraße). Dann sind es noch ca. 10 Minuten Fußweg. (HVV Informationen)

Mit dem Auto: Fahrt mit dem Auto durch das Tor Ost. Es befindet sich am Ende der Straße „Auf der Brandshofer Schleuse“ (Navi: Auf der Brandshofer Schleuse 4). Ihr müsst dem Pförtner sagen, dass Ihr zum Zusatzstoffmuseum wollt und er muss Euch durchlassen! Wenn nicht, seid unnachgiebig und ruft im Notfall das Museum an. Es gibt keinen anderen Weg mit dem Auto auf das Gelände zu kommen (wir wissen das leider aus Erfahrung).

Anreise und Lageplan

Öffnungszeiten

Mittwoch und Freitag: 11 – 17 Uhr

Donnerstag: 14- 20 Uhr (kostenlose Führung um 18 Uhr)

Samstag und Sonntag: 11- 17 Uhr (kostenlose Führung um 15 Uhr)

! Bitte informiert Euch vor dem Besuch auf der Internetseite des Museums über eventuell abweichende Öffnungszeiten.

Eintrittspreise

Erwachsene: 3,50 Euro

Kinder ab 12 Jahre: 2,00 Euro

P.S. Eines solltet Ihr bei Eurem Besuch im Zusatzstoffmuseum im Hinterkopf behalten. Das Museum wurde 2008 von der Hamburger Lebensmittelstiftung initiiert, deren Vorsitzende zu Familie Ahlers gehört, dem Mehrheitsaktionär der Frosta AG.

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