Es gibt Tage, da muss man einfach raus in die Natur gehen. Weil die Sonne scheint. Weil die Luft so schön klar ist. Einfach mal austoben. Aber wie und wo? Der bloße Gedanke an einen Spaziergang führt zu lauten Protesten. Wir haben da so unsere Tricks. Wir kennen da einen Märchenweg vor den Toren Hamburgs. Hier machen wir jetzt zusammen Shirin Yoku!
Shirin Yoku kommt aus Japan. Das heißt Wald(luft)baden, den Wald bewusst erleben. Es soll Stress mindern, den Blutdruck senken, einen gesunden Schlaf fördern und das Immunsystem stärken. In Japan ist es sogar inzwischen eine eigene Forschungsrichtung. In Deutschland kann man Waldbaden sogar in Kursen richtig erlernen. Als weltoffene Menschen probieren wir das natürlich aus, obwohl das Konzept uns nicht wirklich neu erscheint.
Einen dazu passenden Wald gibt es in Jesteburg. Der Ort liegt in der Nordheide, ca. 20 Minuten von der südlichen Hamburger Stadtgrenze entfernt. Da kann man nicht nur durch einen gepflegten Forst stromern, sondern auch noch nebenbei in ein Märchen eintauchen. Seit 2008 verläuft hier ein Märchenwanderweg mit 15 interaktiven und 5 Balance- und Kletter-Stationen. Hier treibt „der Trickser“ sein Unwesen.
Die Geschichte beginnt wie folgt: Ein Unglück ist geschehen. Der Trickser hat den Zauberstab eines Dorfes zerstört und nun es gibt Streit zwischen Elfen, Kobolden und Zwergen. Die drei Freunde Zipfel (Zwerg), Pinki (Elfe) und Keril (Kobold) wollen nun einen neuen Zaberstab finden, die alte Harmonie wiederherstellen und den unsichtbaren Trickser entlarven. Was für ein Abenteuer. Wir begleiten die drei Freunde bei der Suche.
Der Märchenwanderweg „Der Trickser“
Wir starten direkt neben dem Hofcafé am Lohof. Dort steht eine große Tafel mit einer bunten Karte, auf der wir sehen können, wo der Weg verläuft und welche Stationen es gibt. Daneben die drei Freunde, lebensgroß aus Holz geschnitzt und angemalt. Unser Wegweiser: der zerbrochenen Zauberstab – er zeigt uns den Weg!
Ein Highlight, das nichts mit dem Märchenweg zu tun hat, kommt gleich am Anfang. Der Lohhof ist ein Forstbetrieb und gleich nebenan werden unzählige Bäume zu Kaminholz, Spaltpfählen und Hackschnitzel verarbeitet. Neben unserem Weg liegen deshalb unglaublich viele und unglaublich große Baumstämme. Wir bleiben stehen und zählen Jahresringe.
Wir folgen dem Weg geradeaus. Dann links abbiegen. Schräg rechts. Berg auf. Berg ab Immer wieder kommt ein begeisteter Ausruf vom kleinen Rabauken, wenn er einen Zauberstab-Wegweiser gefunden hat. Wir begegnen einem Einhorn, einem Frosch, fliegenden Tannenzapfen, einem Eichhörnchen. Schon mal was von Schawangas gehört? Über unseren Köpfen hängen sie in den Bäumen. Diese und noch viele weitere Überraschungen, sind hier im Wald verborgen und möchten entdeckt werden.
Natürlich waldbaden wir auch, so hatten wir es uns vorgenommen Wir holen tief Luft, hören einen Specht laut hämmern. Ein paar Vögel zwitschern. Leise rauschen den Blätter in den Baumkronen. Wir hüpfen auf der dicken dunkelgrünen Moosschicht. Ab und zu kommen einzelnen Sonnenstrahlen zu uns herunter und glitzern auf den Tautropfen. Es wirkt verwunschen und zauberhaft. Eigentlich logisch, wir sind ja auch in einem Märchenwald!
Egal ob nun Shirin Yoku oder Waldspaziergang mit allen Sinnen, wir freuen uns, dass wir hergekommen sind und zusammen durch den Wald toben. Irgendwie muss etwas dran sein an der These, dass der Wald die Menschen glücklich macht.
Unser Fazit: Der Märchenweg „Der Trickser“ ist ein toller Ausflugsziel für ein paar erlebnisreiche Stunden im Wald. Die einzelnen Stationen der Geschichte sind liebevoll errichtet. Auch die Balancier-Stationen und das Wald-Xylophon sind klasse. Wer mit seiner Rasselbande mal wieder den Wald entdecken möchte, ist hier genau richtig. Der Weg ist für die ganze Familie geeignet und bietet viel Abwechslung, ohne dass es gleich langweilig wird.
Der 3,2 km lange Weg ist mit einem geländegängigen Kinderwagen und/oder einem Bollerwagen gut befahrbar. Es gibt nur eine knifflige Stelle nach 2/3 des Wegs, wo es bergab geht. Aber gemeinsam ist man doch stark, oder? Für Rollstuhlfahrer ist der Weg leider nicht geeignet.
Vergesst nicht, ordentlich Essen und Trinken einzupacken. So viel frische Luft macht hungrig. Die Bank beim Fliegenpilz ist der ideale Platz um ein ausgedehntes Picknick einzulegen. Gefühlt habt Ihr hier die Hälfte der Strecke hinter Euch gelassen und kurz danach geht es dann bergab, dem Ende des Weges und dem (guten) Ende der Geschichte entgegen.
Der Märchenweg ist das ganze Jahr über ein schönes Ausflugziel südlich der Elbe. Jede Jahreszeit hat etwas Besonderes: das herrliche Grün im Sommer, die bunten Blätter im Herbst, oder so wie bei unserem Besuch, viel Raureif bei -2 Grad im Winter.
Noch mehr Ideen für Euren Ausflug
Der Klecker Wald ist ein Mischwald. Wer Lust hat, kann den Ausflug gleich zu einer Baumkundeexkursion auszudehnen und Bäume und Pflanzen bestimmen. Es gibt tolle Kindersachbücher zu diesem Thema, gleich mal einpacken. Ebenso empfehlen wir Euch ein Fernglas, eine Lupe und einen Kompass einzustecken. Die Wipfel der Bäume sind sehr hoch, da kann man die Vögel meist nur mit Fernglas entdecken, oder das nächste Wegweiser-Schild. Und wer weiß, was da so auf dem Waldboden krabbelt? Schaut mal durch die Lupe.
Wenn Ihr mit Euren Kids Geocaching betreibt, könnt Ihr auch in diesem Wald das ein oder andere Versteck aufspüren. Es gibt sogar direkt bei einer Station einen Geocache. Findet die Koordinaten schon zu Hause heraus, der Empfang im Wald ist teilweise schlecht. Viel Spaß bei der Suche
Am Ende des Weges, zurück beim Lohof, erwartet Euch ein zauberhaftes Hofcafé im denkmalgeschützten Ambiente. Je nach Jahreszeit gibt es ein entsprechendes Angebot. Punsch und Suppe zum Aufwärmen, oder Eis und kalte Getränke zum Abkühlen. Natürlich auch Kaffee und Kuchen. Hier könnt Ihr entspannen! Die kleinen Rabauken haben viel zu tun. Bobby Car und Trettrecker wollen bewegt werden. Auch im Winter könnt Ihr draußen sitzen, bei wärmender Feuerschale, eingemummelt in dicke Decken. Pickende und gackernde Hühner gibt es gratis dazu. Die genauen Öffnungszeiten findet Ihr hier.
Adresse
Märchenwanderweg „Der Trickser“
Lohhof 1
21266 Jesteburg
Anreise
Mit dem Auto: Es gibt einen Parkplatz direkt an der L 213 zwischen Bendestorf und Jesteburg. Gebt die Adresse Lohof 1, 21266 Jesteburg in das Navi ein.
Mit dem Bus: Vom Busbahnhof in Hamburg-Harburg nehmt Ihr die Linie 4148 bis zur Haltestelle Lohof. (Linienfahrplan KVG)
Der Märchenweg ist 365 Tage im Jahr geöffnet und kostenlos!
Das Buch: Der Trickser
Der Text und die Idee entstanden in der Klasse 6a der Realschule Neu Wulmstorf für eine Projekt-Ausschreibung vom Lions Club Hamburg-Nordheide. Ihr müsst das Buch nicht gelesen haben, um die Geschichte zu verstehen. Ein einleitender Text am Start und zahlreiche Infotafeln an den einzelnen Stationen leiten den Besucher durch die Geschichte.
Das Buch und weitere Souvenirs zum Trickser könnt Ihr zur Vorbereitung und zum Nachlesen direkt beim Hofcafé, bei der Tourist-Information Jesteburg oder bei diversen Buchhandlungen bekommen. Schaut mal hier vorbei.
